München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Tulpig & das zweitausendvierhundertneunte Gedicht

Tulpenblüte im Botanischen Garten München

Dichtungsplatz

Ich sag‘s dir (ungefragt), mein Schatz,
Ein Dichter braucht nen Dichtungsplatz!
Bei klarer Luft, im warmen Lichte
Wird er gewahr dem Versgeschichte,
Auf das er faul sich niederfläzt:
„Erzähl, Natur, was du mir rätst!“

Des muntren Baches Murmelklirren,
Der Summinsekten brummig Schwirren,
Die Heiterkeit der Vögelein,
Das Und-so-weiter flößen ein,
Dass ich hier weilend Zeile tanke.

Am Schreibtisch juchz ich später: „Danke!“

Winterheimkehrer & das zweitausendvierhundertsiebte Gedicht

Im Botanischen Garten München

Finkenattacke, nach Erweichen der Firnis

Der Vögelchen sprühender Lebenselan
Tut manchem Wurm nicht gut.
Er nährt den Gesang früher Finken und Star‘n
Nebst deren neue Brut.

Feldmochinger Feldbewohner & das zweitausendvierhunderterste Gedicht

Fasan in Feldmochinger Feld

Frühling, mit Gottes Hilfe

Wer trocknet mir heut die Sonne ab,
Wischt Dunst und Pfützen auf?
Wer lockt die Besonderheit aus ihrem Grab,
Wer pfeifft zum ersten Lauf?

Wir hab'n uns durchhalbgare Stunden gequält,
Wollen endlich die Lohntüten leeren,
Wir hab'n weder Lumen noch Grade gezählt -
Wir wollten uns längst schon beschweren!

Da lichtet sich des Zwielichts Spot(t) -
Aus ist's mit trübem Fischen!

Es scheint ... uns hilft ein junger Gott,
Die Sonne frei zu wischen.

Balkonwiederkehrer & das zweitausendvierhundertste Gedicht

Moosacher Balkonstilleben

Kurzweil

Stetig stimmt, dass der Frühling an Tempo gewinnt,
Mit dem Düfte und Farben verblassen,
Dass die längeren Tage die kürzeren sind -
Schon bei Sonnenaufgang uns verlassen.

Verweile Moment, du bist so schön!
Was sich wünschen ließ, muss man nun flehen.
Einst fröhlicher Sang schlurft dahin zum Gestöhn ...

Und der Frühling ist nicht mehr zu sehen.

Kein Zürich & das zweitausenddreihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Marienplatz-Skyline

Unterwegs ohne Kamera

Ist ja klar: Es ergießt sich die Malerischkeit
In den kameralosigen Tag!

Ständig bin ich unbändigstens ablichtbereit -
Wenn nichts sich zeigen mag!

Prompt türmt Idyll sich auf Idyll
Zum Input grauer Zellen.
Das, was ich konservieren will -
Schon hat's die ersten Dellen!

Wie sich der Berg, der Berg!, !der Berg!
Im Kirchturm-Off erhebet! -
Was eines Suchers Lebenswerk,
Wird ex und hopp durchlebet.

Gebannt bind ich ums Ungebannt
Die Fesselchen vom Restverstand.

Was sich bewahrt im Innern,
Lässt sich dereinst erinnern:
"Das war der Tag in jenem Jahr,
Da ich mal ohne Kamera!"

Erste Ergebnisse & das zweitausenddreihundertvierundneunzigste Gedicht

Erste Fühlingsboten auf dem Moosacher Balkon

Verschlafen

Der Frühling zieht bereits ins Land,
Nur ich verbleib im Schnee.
All die Blüten beteuern, ich sei nicht bekannt,
Was ich wohl auch versteh.

Wenn ich in diesem Jahr versag,
Wird das mein Schicksal bleiben?
Wird sich, was ich am Frühling mag,
Erinn'rungsschwach entleiben?

Der Frühling serviert 'ne gehortete Nuss -
Mich drang's einst vorzubauen!
Nun bitt' ich scheu vorm Halbentschluss
Den Schnee um mich: zu tauen.

Frohe Ostern & das zweitausenddreihundertzweiundneunzigste Gedicht

Stoffhasen in der Münchner Innenstadt

Messiasstress

Schon nach zwei Tagen Trauer
Heißt's gleich wieder aufsteh'n?
Fehlt's der Ruhe an Dauer -
Wozu zuvor draufgeh'n?!

Horcht, wie all die Erlöser in einiger Not schrei'n:
"Wir würd'n gern mal länger als zwei Tage tot sein!"

Mon(o/u)ment & das zweitausenddreihunderteinundneunzigste Gedicht

Münchner Rathaus im Abendhimmel

Ahoi!

Ahoi, ihr Büchsenspanner, ortet ihr mir meinen Wal!
Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal.

Doch jed' Horizont ist für euch voll Moby Dick -
Harpunenkommunenbewährt ist der Trick,
Verschwor'n zum "Ja, da bläst er!"-Chor!
Schon geht an Bord: der nächste Tor.

Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal,
Doch Büchsenspanner orten mir auch ungefragt den Wal!

In Warteposition & das zweitausenddreihundertneunzigste Gedicht

Osterhase als Gastgebergeschenk aus Mühlhofen

Einfach mal ...

... aus Scherz die zurückström'nden Hauptmänner fragen,
Wie's sich denn anfühlt, ein Sieger zu sein,
Und wie oft sich's schlecht schlief, aus Angst zu versagen,
Wie mickrig die Aussichten auf ein Verzeih'n.

Soldaten sind Mörder. Fast hätt man's vergessen.

Ja, es hilft über Notlagologen zu lästern -
Im Verweigern mit treulosem Maßstab zu messen.

Pazifismus bleibt heute. Der Sog zieht ins Gestern.

Startgrau & das zweitausenddreihundertneunundachtzigste Gedicht

Baumsilhouetten an der Würm bei Feldmoching

Verfrühtling

Schon sitzen wir draußen bei Sommergetränken
Und dreh'n durch Gespräche von neuen Versuchen.
Wir brüten den Eifer, uns Wärmen zu denken,
Die aus Insgeheimen den Winter verfluchen.

All das ist uns gestattet. Und es wird uns bestätigt,
Da Liebmutter Sonne 'nen Blitzbesuch tätigt

Gemäß eines unterschriftslosen Vertrags.

Schon rattern den Ladenschlussblues die Rolladen,
Die andre Geschäfte beschließen.
Ein ehern Gesetz zerrt an Resteskapaden
Und lehrt uns das alte Verdrießen.

Wir frieren verurteilt, die innere Uhr teilt
Uns mit, dass der Frühling noch lang nicht bei uns weilt.

Es war nur der Rausch eines vorschnellen Tags.

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